Für das Jahr 2025 wird ein moderates Wirtschaftswachstum in Indonesien von 4,9 % bis 5,1 % gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. Gleichzeitig bleiben die Inflationsrisiken aufgrund steigender inländischer Kosten und externer Faktoren wie globaler Lieferkettenstörungen, ausgelöst durch die aggressive Zollpolitik der Trump-Regierung sowie damit verbundene Wechselkursschwankungen, erhöht.
Vor diesem Hintergrund wird dennoch erwartet, dass Indonesiens Bankensektor seine Stabilität bewahrt. Laut der indonesischen Finanzaufsichtsbehörde OJK wird ein Kreditwachstum von 9–11 % und ein Anstieg der Einlagen (DPK) um 6–8 % prognostiziert. Das Kreditwachstum blieb Ende 2024 stark und erreichte ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 10,39 %, getragen von Investitionskrediten (12,3 %), Konsumkrediten (10,9 %) und Betriebsmittelkrediten (10 %). Die OJK rechnet mit einer Fortsetzung dieser positiven Entwicklung, gestützt durch staatliche Konjunkturmaßnahmen, erwartete niedrigere Leitzinsen und eine wirtschaftliche Erholung nach den Wahlen 2024.
Zentrale Herausforderung: Liquidität im Bankensektor
Die Liquidität im Bankensystem bleibt angespannt: Die Kredit-Einlagen-Quote (LDR) lag im Oktober 2024 bei 87,5 %, verglichen mit 84,0 % im Jahr 2023. Der Anstieg der LDR zeigt, dass Banken einen höheren Anteil ihrer Einlagen verleihen, angetrieben durch eine konstante Kreditnachfrage. Große Banken – insbesondere jene der OJK-Kategorien KBMI 4 und 3 (Klassifizierung nach Kernkapital, wobei höhere Zahlen größere Kapitalausstattung bedeuten) – meldeten LDR-Werte über dem Branchendurchschnitt. Obwohl der Wettbewerb um günstige Refinanzierung zunimmt, gehen Analysten davon aus, dass der Kreditwettbewerb 2025 weniger aggressiv ausfallen wird als in den Vorjahren, da die Finanzierungskosten hoch bleiben. Laut dem BCA Banking Outlook 2025 stiegen die Refinanzierungskosten zwischen August 2022 und April 2024 um mehr als 100 Basispunkte – was das Liquiditätsmanagement für Banken zu einer zentralen Herausforderung macht.
Vor dem Hintergrund dieser angespannten Finanzlage senkte die Bank Indonesia (BI) im Januar ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,75 % und leitete damit eine wachstumsfördernde Ausrichtung ein. BI-Gouverneur Perry Warjiyo erklärte, dass die Zinssenkung mit dem Inflationsausblick vereinbar sei und das Wirtschaftswachstum angesichts globaler Unsicherheiten unterstützen solle. Die Maßnahme dürfte die Kreditkosten senken und die Kreditvergabe ankurbeln.
Indonesiens Verbraucherpreis-Inflation und LDR im Vergleich
Quelle: BI, OJK
Gleichzeitig bestehen weiterhin externe Risiken, die die Stabilität des Bankensektors gefährden. Volatile Rohstoffpreise und weltweite Handelsspannungen wirken sich negativ auf die Exporterlöse aus und erschweren das Liquiditätsmanagement zusätzlich. Die globale Wirtschaftslage bleibt unsicher – Lieferkettenstörungen und sich wandelnde Handelsstrategien, insbesondere die aggressiven US-Zollmaßnahmen, sorgen für zusätzliche Volatilität an den Finanzmärkten. Darüber hinaus wird erwartet, dass sich das Haushaltsdefizit der indonesischen Regierung 2025 durch steigende Staatsausgaben ausweitet. Zwar soll dies den privaten Konsum ankurbeln, doch besteht die Sorge, dass Investitionen des Privatsektors verdrängt werden könnten, falls höhere Staatsanleihenrenditen den Kapitalmarkt dominieren.
Rentabilitätsentwicklung
Trotz dieser Unsicherheiten zeigt die OJK Banking Business Orientation Survey (SBPO) Q1 2025, dass Banken weiterhin optimistisch hinsichtlich der Kreditvergabe sind – insbesondere im Bereich Investitionskredite, die in kapitalintensiven Branchen wie dem Bergbau und der Rohstoffverarbeitung stark nachgefragt wurden. Konsumkredite blieben stabil, getrieben vor allem durch einkommensstärkere Haushalte. Kredite an Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wuchsen hingegen schwächer, was auf Herausforderungen in arbeitsintensiven Branchen hindeutet. Trotz zunehmender Besorgnis über faule Kredite (Non-Performing Loans, NPL) im Konsumbereich blieb die Vermögensqualität stabil. Der Risikoindex (IPR) der OJK liegt bei 55 und signalisiert ein kontrollierbares Risikoniveau.
Entwicklung von Krediten und NPLs in Indonesien, 2024
Quelle: OJK
Dieses Kreditwachstum wurde auch durch ein Wiedererstarken der Einlagen unterstützt, die im Oktober 2024 um 6,7 % im Jahresvergleich zunahmen – vor allem durch einen Anstieg bei Giro- und Sparkonten (CASA). Festgeldeinlagen stagnierten hingegen, was auf veränderte Liquiditätspräferenzen von Haushalten und Unternehmen hindeutet. Um die Einlagenmobilisierung weiter zu stärken, hat die Regierung neue Regelungen eingeführt, darunter längere Aufbewahrungsfristen für Exporterlöse sowie geplante Steueramnestieprogramme. Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung im Bankwesen voran: Die Nutzung von QRIS und Online-Sparkonten nimmt weiter zu und fördert die finanzielle Inklusion.
Während das Einlagenwachstum die Kreditvergabe stützt, bemühen sich die Banken zugleich um eine Diversifizierung ihrer Einnahmequellen, um im Umfeld hoher Zinssätze profitabel zu bleiben. Viele erhöhten ihre Bestände an Staatsanleihen, nutzten Liquiditätsinstrumente der BI und passten ihre Portfolios an strukturelle Wirtschaftsveränderungen an – mit einem Fokus auf margenstarke Sektoren. Dabei dominieren vor allem große Banken weiterhin sowohl beim Kredit- als auch beim Einlagenwachstum, während kleinere Institute mit Herausforderungen kämpfen – insbesondere mit steigenden NPL-Raten im KMU-Segment. Verdhana Research, ein in Jakarta ansässiges Wertpapierhaus, erwartet für 2025 eine Stabilisierung der Nettozinsmargen (NIM), gestützt auf eine geringere Abhängigkeit von sinkenden Kreditkosten zur Gewinnsicherung.
Regulierungsausblick und weitere Perspektiven
Die OJK setzt auch 2025 auf regulatorische Stärkung, mit einem Schwerpunkt auf Finanzstabilität und Vertiefung des Kapitalmarkts. Zentrale Maßnahmen der Behörde umfassen die Förderung finanzieller Inklusion und nachhaltigen Bankwachstums, die Stärkung der Bankenaufsicht und Governance sowie die Umsetzung von Strategien zur Unterstützung des wirtschaftlichen Aufschwungs und der digitalen Transformation im Finanzwesen.
Indonesiens Banken starten mit einem vorsichtig optimistischen Ausblick ins Jahr 2025. Trotz anhaltender Herausforderungen – von enger Liquidität und globalen Unsicherheiten bis hin zu regulatorischen Veränderungen – wird der Sektor durch stabile Kreditnachfrage, Digitalisierung und regulatorische Unterstützung getragen. Entscheidend für weiteres Wachstum und Stabilität bleibt die Fähigkeit der Banken, sich an wandelnde Marktbedingungen anzupassen.
Originalartikel